Pilbara Eisenerzminen

Eisenerzminen sind in Australien allgegenwärtig. Der Staat, grosse private Rohstofffirmen und viele Arbeitnehmende verdienen damit viel Geld und bringen seit 50 Jahren einen beachtlichen Wohlstand ins Land. Fast Jedermann/-frau in Tom Price lebt vom Eisenerz. Ein Chauffeur eines Roadtrains verdient angeblich rund $ 120'000 pro Jahr, mit 10-tages-Schichten und wenig Ferien. Wir wollten es etwas genauer wissen und haben mit Leuten gesprochen, die ihr ganzes Leben in der Mine gearbeitet haben und auch eine Minentour gebucht. Weil die Minen das Land noch heute stark prägen und Viele ihren Lebensunterhalt damit verdienen, hier ein paar Infos über Beginn und Entwicklung der Minen.

Im 2. Weltkrieg hatte die australische Regierung ein Ausfuhrverbot für Eisen und Stahl erlassen. Erst nach Auflösung des Embargos im Jahr 1960 konnte mit dem Bau der Infrastruktur und Ausbeutung der Eisenerzminen begonnen werden. 20 Jahre später blicken wir anstatt auf die beiden Berge Mount Newman und Mount Tom Price in zwei riesige Löcher, wo das Eisenerz heute im Tagbau abgebaut wird.

 

Der Rohstoffgigant Rio Tinto hat seit 1966 6.4 Billionen Dollar in den Bau der Minen, Infrastruktur und die Städte Tom Price, Dampier und Paraburdoo gesteckt. Tom Price ist heute eine Stadt mit 5000 Einwhohnern mit Einkaufscenter, Schwimmbad und Schule. Die Exportkapazität im gesamten Pilbaragebiet lag 1967 bei 10 mt pa (Millionen Tonnen pro Jahr), 1988 bei 20 mt pa, im Jahre 2013 bei 290 mt pa und soll noch weiter erhöht werden. In rund 40 Jahren oder früher wird die Mine vollständig ausgebeutet sein. Weil Tom Price aber auch vom Tourismus zum nahen Karijini Nationalpark lebt, wird sie vermutlich nicht zur Geisterstadt verkommen wie andernorts.


Die Dimensionen einer Mine sieht man am besten aus der Luft oder von einem hohen Berg herab. Trotzdem habe ich ein paar Zahlen aus dem Fact Sheet des Visitor Centers (Stand Mai 2014) herausgepickt, die den Grössenwahn veranschaulichen:


Trucks (Komatsu Dump Trucks)

Die Lastwagen befördern den Rohstoff zum Förderband, wo es weitererarbeitet und in die Zugwaggons verladen wird. Kosten eines Trucks: $ 4.5 Millionen, Ladekapazität 450 t, Dieseltank mit 4920 l, 2500 PS. Rio Tinto besitzt 36 solcher Trucks und diverse kleinere.


Trains (Züge)

Die abgebauten Erze werden per Bahn nach Port Hedland oder Dampier gebracht, auf Schiffe verladen nach Asien, vor allem China. Länge einer Zugkomposition, gezogen von 2-3 Diesellokomotiven: 2.5km (zu lange für ein Foto), 116 t Eisen pro Waggon, eine Lok leistet 4500 PS, eine ganze Zugkombination wiegt rund 27'000 t. Rio Tinto ist Besitzerin der grössten privaten Eisenbahngesellschaft in Australien. Das Netz umfasst 1600 km mit 173 Lokomotiven, 10'500 Waggons und bedient 15 Minen.


Eisenerz ist – wie Öl und Gas – endlich. Niemand scheint sich Gedanken zu machen, was danach kommt, wer den Rost aufräumt und die Löcher auffüllt. Die Gier nach kurzfristigen hohen Gewinnen ist zu gross. Die nachfolgenden Generationen und die Natur sind wohl die am meisten Leid tragenden. Australien ist übrigens das einzige Land der Welt, das die CO2-Abgabe aufgehoben hat. Der Müll wird noch heute in grossen Löchern im Boden vergraben. Wir könnten unsere Wasser-Plastikflaschen auch gleich im Busch liegen lassen. Dies stimmt uns ab und zu etwas traurig, wenn wir durch dieses einzigartige Land reisen.


Tom