Schon auf der Zugfahrt von Yangon nach Mawlamyine, der viertgrösste Stadt des Landes, fiel uns die besondere Landschaft mit grossen überfluteten Reisfeldern, Palmen und ursprünglichen Dörfern auf. Viele Menschen arbeiten auf den Reisfeldern und pflügen den Boden noch mit Ochsenkarren, an den Bahnstationen winken die Kinder.
Die Innenstadt von Mawlamyine ist geprägt von Kolonialbauten, Moscheen, einer Kirche, Tempeln und Klostertürmen. Dies zeigt die grosse ethnische Vielfalt des Landes, die auch viele Probleme verursacht. Oldtimerbusse ohne Motorabdeckung und bunte Dreiradmotorbike-Taxis fahren durch die löchrigen Strassen. Der Hafen Mottama (Martaban) ist immer noch ein wichtiger Umschlagplatz für Teakholz, Reis und Meeresfrüchte. Der alte Markt, wo frische Früchte, Nüsse, Gemüse, Fleisch und Fisch angeboten werden stammt noch aus der Zeit des Sozialismus. Auf dem neuen Markt Zegyo können vor allem Textilien und Haushaltgegenstände erworben werden.
Auf der gegenüberliegenden Insel der Menschenfresser (Bilu Kyun oder Ogre Island) leben hauptsächlich die Mon, Nachfahren eines alten Kulturvolkes. Auf einer durch Burmesen geführten Tour konnten wir diverse Familienbetriebe besichtigen, die auf einfachste Art z.B. Backwaren, Gummibänder, hölzerne Kugelschreiber oder andere Kunsthandwerke herstellen. Auch den Familienbetrieb, der die wichtigen Schiefertafeln für ganz Myanmar anfertigt besuchen wir. In einem Hinterhof sitzt ein Mann neben einem grossen Haufen Holzspänen. Die Schiefertafeln werden zuerst manuell geschliffen und am Schluss gehobelt, was der grosse Haufen Späne neben dem Stapel Schiefertafeln beweist. Die Herstellung der Gummibändeli, die nach Bangladesh oder Thailand exportiert werden ist aufwändig. Der Kautschuk wird aus der Baumrinde gewonnen und in einem Fass u.a. mit Wasser vermischt und umgerührt. Die fertigen „Gummischläuche“ werden getrocknet und an speziellen Maschinen zugeschnitten zu Gümmelis. Für einen ganzen Sack der noch nicht verpackten Rohware erhält die Familie, die viele Tage dafür arbeitet, rund US$ 50.- Beim nächsten Einkauf in der Migros werde ich mich vielleicht daran erinnerern. Weil auf der Mon-Insel keine Unterkunftsmöglichkeiten für Touristen bestehen, fahren wir mit dem Longtailboot gleichentags zurück nach Mawlamying und von da müde mit dem Dreirad-Töff zurück zu unserer Unterkunft.
Tom