Inselleben am Mekong

Der Mekong, die Lebensader Südostasiens, hat schon lange unsere Fantasien beflügelt. Nun, in Kampong Cham, sehen wir den gewaltigen Strom, der durch 6 Länder in Südostasien fliesst, zum ersten Mal. Auch wenn zur Zeit nur wenig Wasser fliesst und das Flussbett von riesigen Sandbänken durchzogen ist, sind wir von dessen Grösse beeindruckt. Teilweise ist er bis zu 15 km breit.  

Mit dem Fahrrad machen wir uns auf den Weg über eine Bambusbrücke nach Koh Paen. Die Insel kann nur in der Trockenzeit über dieses Baukunstwerk, das jedes Jahr von Neuem aufgebaut wird, erreicht werden. In der Zeit des Monsuns sind die Einwohner auf die Schiffe angewiesen. Die Geräusche, die diese Brücke bei der Überfahrt mit dem Fahrrad von sich gibt, machen uns erst etwas unsicher. Als dann aber übervoll bepackte Motorräder, Pferdegespanne und sogar Autos unseren Weg kreuzen, wächst unser Vertrauen in dieses fantastische von Hand erstellte Bauwerk. Wir sind begeistert. Auf einem ausgewaschenen Pfad geht es dann bis zur ersten Siedlung. Auf der Lehmstrasse quer durch die Khmer- und Chamdörfer fahren wir an gepflegten Stelzenhäusern, Tempeln und einem Schulhaus vorbei und immer wieder schauen vor allem die Kinder voller Freude dem “Farangkind“ nach. Mara auf dem grossen Fahrrad vorneweg ist einmal mehr ein Türöffner der Herzen.

Auf dem Rückweg zur Brücke ist das Leben auf den Sandbänken erwacht. Es wird gespielt, Wäsche gemacht, gebadet, das Fischernetz geflickt und wir können das Treiben auf den angelegten Hausbooten beobachten. Wiederum hat sich für uns heute eine neue Lebenswelt eröffnet – das Leben auf dem sich ständig verändernden Mekong und an dessen Ufern.


Von Kratie aus, weiter im Norden besuchen wir nach einer kurzen Fährüberfahrt eine weitere Insel im Mekong. An der Anlegestelle angekommen heisst es aber erst einmal, sich in grösster Hitze über einen breeeeiten Sandstrand zu kämpfen. Zum Glück sind da Holzlatten ausgelegt und so kommen wir besser voran, d.h. Mara und ich dürfen freundlicherweise auf einem Motorrad bis zum Fahrradverleih mitreiten, währenddessen sich Thomi schweissgebadet durch die heisse Wüste quält. Koh Trong ist autofrei und das ist auch gut so. Sofort fällt uns das Vogelgezwitscher und die unglaubliche Pflanzenvielfalt auf. Auch die klare, feuchtfrische Luft ist eine echte Wohltat. Dieser Ort strahlt für uns eine ganz besondere Ruhe und Herzlichkeit aus. Vorbei an Stelzenhäusern wo sich das Leben oft unter dem Haus im Schutz des Schattens abspielt, an grasenden Wasserbüffeln, spielenden Kindern, Ochsenkarren durch Felder und dem Mekongufer entlang – überall werden wir mit einem freundlichen Lächeln begrüsst. Da und dort entstehen kurze Annäherungen mit interessierten Fragen beiderseits (soweit dies natürlich sprachlich überhaupt möglich ist). Auf dieser ruhigen Insel kann man noch das “wahre Kambodscha“ erleben (immerhin leben etwa 80% der Bevölkerung auf dem Land). Wer ein kleines kambodschanisches Paradies sucht, der findet dies auf Koh Trong.

 

 

Eine Zweitagestour mit dem Motorrad führt uns ca. 45km entlang des Mekongufers auf eine weitere Insel, Koh Phdau. Unterwegs durch das ländliche Gebiet mit Stelzenhäusern in allen Grössen machen wir auch einen Stop bei den beliebten Stromschnellen. Hier treffen sich die Kambodschaner am Wochenende zum Picknick und Baden. Zum Glück ist heute Samstag. In Scharen fahren sie vor, vollbepackt mit Hünchen, Fisch und anderen Leckereien. Über Bambusstege sucht sich ein jeder einen Picknickplatz in einem der Hängemattenrestaurants inmitten des Flusses. Überall gibt es Essensstände die fast alles anbieten: Gegrillte Schnecken, frisch gefangenen Fisch, Krebse, Schweineköpfe, Gebäck, Zuckerrhorsaft, Klebereis im Bambusrohr usw. Während die einen sich einem richtigen “Fressgelage“ hingeben, tummeln und waschen sich die anderen im Wasser. Mitten in dem herrlich bunten Treiben treffen wir auf den einzigen Farang, der ausser uns unterwegs ist. Micha aus Deutschland paddelt nicht zum ersten Mal mit seinem Faltkanu von Pakxe in Laos bis nach Kratie. Ein richtiger Abenteurer der bei seinen Erzählung über diese Strecke auf dem Mekong richtig ins Schwärmen kommt. Über die Abfallberge hinter den Hängemattenrestaurants führt er uns zu den Sandbänken, die in der Trockenzeit zum Anbau von Wassermelonen genutz werden, zu seinem Kanu. Mara kann sich hier im Schlamm suhlen und mit einheimischen Kindern im Mekong planschen.

 

Nach der Weiterfahrt bis nach Sambour und dem Besuch eines Schutzzentrums für dieMekong-Softshell-Schildkröten nehmen wir die kleine Fähre nach Koh Phdau. Erst als das überdachte Holzboot wirklich gut voll ist legen wir los. Bis dahin nutzt Mara die Wartezeit natürlich wiederum für ein Bad mit den Kindern.

Ein schmaler holpriger Pfad führt über die 43km lange Insel mit ihren rund 4000 Einwohnern. Die Fahrt führt uns durch Felder, vorbei an Stelzenhaussiedlungen und über 6 Holzbrücken die es mit dem Motorrad ganz schön in sich haben. Bei der Gastfamilie unserer homstay-Unterkunft werden wir schon erwartet. Mit wenig Englisch und einigen Hilfsblättern mit Übersetzungen in Khmer/Englisch gelingt eine einfache Komunikation. Im Langboot werden wir um etliche kleine grüne Inselchen geführt bis wir in der Abenddämmerung die ersten Irrawaddy Delfine entdecken. Leider gibt es von diesen seltenen Tieren, die nur auf einem kurzen Abschnitt des Mekongs zu finden sind von Jahr zu Jahr weniger.

Das Essen wird auf einer Decke auf dem Boden serviert und schmeckt hervorragend. Unsere Schlafmatten werden mit einem Vorhang von dem grossen Raum wo das ganze Leben stattfindet abgetrennt. Wir sind dankbar, als “Eco-Touristen“ einen kleinen Einblick in eine lokale Gastfamilie zu erhalten.

 

 

Der Mekong Discovery Trail war für uns eine willkommene Möglichkeit, das wahre Kambodscha etwas mehr zu spüren.



Sandra