Wieso sollte man nicht auch im Winter unter freiem Himmel schlafen können? Die Temperaturen konnten uns von diesem Vorhaben nicht abhalten. So ging es nach den Weihnachtstagen mit Sack und Pack in den nahegelegenen Wald. Wir wollten es wissen. Welche Tiere sind zu dieser Jahreszeit anzutreffen? Wie hört sich das Leben im Wald anders an als im Frühjahr? Können wir unsere Körper genügend warm halten?
Erst hiess es einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Er sollte trocken, windgeschützt und flach sein. Mara brachte die abenteuerlichsten Vorschläge. Sie wollte einfach möglichst abseits jeglicher Zivilisationsgeräusche inmitten unberührten Waldes schlafen. Da ich jedoch meiner Achillessehne noch nicht zumuten wollte die steilsten Hänge durch das Dickicht herunter zu steigen, einigten wir uns auf einen zugänglicheren Platz. Wir spannten ein Tarp, legten unsere Isomatten und je zwei Schlafsäcke darunter, hängten eine Taschenlampe auf und schon war unser Schlafzimmer eingerichtet.
Da es schon seit Wochen nicht mehr geregnet hatte, war das Suchen von geeignetem Brennholz ein Leichtes. Schon bald also sassen wir um das wärmende Feuer und kochten uns eine feine Tomatensuppe und Kräuterrisotto. Thomi verabschiedete sich nach dem Abendessen. Er konnte der Verlockung eines warmen, weichen Bettes nicht widerstehen. Wir beiden Waldweiber verkrochen uns schon bald in die wärmenden Schlafsäcke. Bis wir uns wie Zwiebeln eingekuschelt hatten dauerte es aber eine ganz Weile. All die Kleiderschichten, die engen Schlafsäcke und schmalen Isomatten machten es uns nicht leicht eine bequeme Schlafposition zu finden. Eng aneinander geschmiegt versuchten wir uns warm zu halten. Mit Gruselgeschichten heizten wir uns weiter ein. Die absolute Ruhe des Waldes hatte in der tiefen Dunkelheit etwas gespenstisches und wir entschlossen uns eine kleine Taschenlampe brennen zu lassen.
Wir haben beide bestens geschlafen, wollten am Morgen am liebsten noch lange im Schutz der wärmenden Hüllen bleiben, doch unsere Blasen lockten uns zum Aufstehen. Nun freuten wir uns auf ein wärmendes Feuer und einen heissen Tee. Thomi verwöhnte uns mit Lieferservice und brachte uns ein leckeres Frühstück. Wir verbrachten den Tag mit Löffel brennen und schnitzen, versuchten uns abermals im Feuer bohren und genossen einfach die Ruhe im Schutze des Waldes. Erst bei Dunkelheit, nach dem Abendessen vom offenen Feuer, zogen wir uns nach Hause zurück.
Auch wenn wir ab und zu etwas frösteln mussten, so war es ein tolles Erlebnis, bei winterlichen Temperaturen für 36 Stunden den Wald in all seinen Facetten zu erleben. Ausser einigen wenigen Vogelgeräuschen und dem Knistern des Feuers war es einfach still. Im Gegensatz zu den wärmeren Jahreszeiten schien die ganze Natur zu schlafen. Beim nächsten Wintercamping unter freiem Himmel wird Thomi hoffentlich auch mit dabei sein:).
Sandra