Immer wieder auf's Neue entdecken wir Wildtierspuren in unserem "Hauswald", die wir bis anhin noch nie sahen und wir nicht genau zu deuten wissen. So entstand der Wunsch, einmal mit einem Jäger oder Wildhüter durch die Wälder streifen zu können und von dessen Erfahrungen zu lernen. Nach dem Kursmodul Spurensuche im Rahmen der Wildnisausbildung wuchs dieses Vorhaben weiter.
Frühmorgens um 06.30 Uhr ging es zu Fuss durch die nebelverhangene Berglandschaft auf die Suche nach Wildtieren und dessen Spuren. Aufmerksam und auf leisen Sohlen unterwegs strahlte die morgendliche Stimmung eine fast gespenstische Ruhe aus. Die Weitsicht war durch die Nebelschwaden getrübt, doch konnten wir diverse Frassspuren der Rehe ausmachen. Mit einem Wärmebildfeldstecher konnten wir auch im dicken Nebel leuchtende Punkte, d.h. Wildtiere entdecken. Ebenso fanden wir verschiedene Kotarten von Fuchs, Reh und Marder. "Da! Da hoppelt doch ein Hase!" Wie versteinert blieben wir stehen und beobachteten das weitere Geschehen. Es lohnte sich etwas länger in Ruhe auszuharren, denn schon bald sichteten wir einen weiteren Hasen und dann ganz überraschend kam da noch ein Reh aus dem Wald spaziert. Nein, nicht nur eins, da kam noch ein zweites Reh. Die Tiere schienen uns nicht bemerkt zu haben und machten sich weiter des Weges.
Dies waren aber nicht die letzten Rehe, die wir an diesem Tag ausmachen konnten. Über längere Zeit beobachteten wir eine Dreiergruppe dieser eleganten einheimischen Wildtiere und konnten ihnen bei der Nahrungsaufnahme wie auch beim "Fangenspielen" auf der Wiese zuschauen.
Auf einem teilweise matschigen Weg erkannte ich auch die Qualitäten des Schlamms. Wie zwei Detektive konnten wir da verschiedenste Trittsiegel verfolgen. Fuchs, Dachs und Hirsch schienen den Komfort des breiten Wanderwegs gerne zu nutzen. Nicht immer waren die Spuren klar zu deuten. So bleibt die Frage offen ob ein relativ grosses Trittsiegel das wir entdeckten von einem Luchs stammt. Jedenfalls begegnete der Wildhüter in dieser Gegend schon einmal einem Luchs.
Nach unserer Wandertour fuhren wir dann noch an den Necker zu den Spuren die von Bibern hinterlassen wurden. Ich war beeindruckt ob dem grossen Gebiet, dass die Tiere bearbeitet und neu gestaltet haben. Ganz besonders fasziniert hat mich das Kunstobjekt eines "Bibbers in Ausbildung zum Holzbildhauer".
Ich habe an diesem Tag nicht nur viel Spannendes gesehen, sondern auch viel Neues dazugelernt und einmal mehr wurde mir bewusst wie grossartig die Natur ist. Der Telefonanruf, dass ein Reh vom Zug überfahren wurde hat mich aber auch nachdenklich gestimmt. Laut dem Wildhüter war tags zuvor schon ein Fuchs auf der Schiene gelegen. Die Tiere lassen sich wohl auch durch unsere Mobilitätsnetze nicht von ihrem Wildwechsel abbringen. Ihre Wege gab es schon vor unseren Schienen, Strassen und all den Überbauungen.
Sandra