Rückblick Kanada
British Columbia im Westen Kanadas hat sich als idealer Einstieg für unsere Weltreise erwiesen. Durch bewusst langsames Reisen erlangten wir eine grosse Freiheit in der Routenwahl und erhielten viele Gelegenheiten für Reisebekanntschaft aus aller Welt. Bis auf wenige Ausnahmetage hatten wir warmes Sommer- und Badewetter.
Streckenverlauf
Der grobe Streckenverlauf ist unter “geplante Routen“ aufgezeichnet. Wir wollten anfangs relativ rasch nordwärts fahren, etwas abseits der vielbefahrenen Touristenstrecken Richtung Prince George. Der Abstecher nach Barkerville (Abzweigung ab Quesnel) hat sich gelohnt. Eine Museumsstadt aus der Goldgräberzeit, die stark beeinflusst wurde von den zahlreichen chinesischen Einwanderern. So konnten wir einer “echten“ chinesischen Schulstunde oder einer Teezeremonie beiwohnen. Die dahinter liegenden Cariboo Mountains mit den zahlreichen, glasklaren Seen sind nur auf Schotterstrassen erreichbar, aber wunderschön.
In Prince George folgten wir dem Hwy. 16 nach Westen. Im Ksan Indian Village bei Hazelton lernten wir während der Führung viel über die Kultur der sesshaften Gitksan-Indianer und ihre Holzschnitzerkunst. Auf der Strecke trafen wir immer wieder auf Totempfähle und Aussichtspunkte auf die zahlreichen Täler und Flüsse. Am Meziadin Lake bogen wir ab nach Stewart, um in Hyder (Alaska) die Lachs fischenden Bären zu besuchen. Leider waren wir ein paar Tage zu früh, die Lachse waren noch nicht hier angekommen. No salmon – no bears, wurden wir belehrt. Die nächsten 7 Tage genossen wir die eher einsame Strecke des Stewart-Cassiar Hwy mit nur wenigen Dörfern dazwischen, speziell schön fanden wir den Boya Lake mit seinem türkisblauen Wasser. In Watson Lake folgten wir dann dem Highway 97 Richtung Süden. Über den Summit Pass erreichten wir Fort Nelson. Die Fahrt über den Hwy. 29 über Hudson's Hope und Chetwynd war eine der schönsten Strecken. Auf dem Rückweg via Prince George liessen wir es uns nicht nehmen, nochmals in das Gebiet der Seen um Likely, Horsefly und den Mahoodfalls einzutauchen. Sehr bedauerlich fanden wir dann den Bericht des Dammbruchs bei Likely ein paar Tage später.
Die letzten 11 Tage verbrachten wir in Vancouver und lebten im 22. Stockwerk eines Hochhauses an der Seymour Street, downtown.
Menschenschlag
Die Menschen in Kanada erlebten wir sehr tolerant, multikulturell, eher europäisch kühl, aber direkt und grosszügig. Hatten wir mal kein Feuerholz, fällte der Nachbar mit seiner Motorsäge kurzerhand einen Baum für uns! Mehrmals erhielten wir sogar frisch gefangene Forellen oder Lachs. Viele sind Besitzer eines Trailers (Wohnanhänger mit 1-3 Achsen und seeehr lang) und eines Motorbootes. Das Auto, und nicht immer nur ein kleines, wird dann meistens mit einer Stange hinten nachgezogen. Überhaupt scheinen die Kanadier weniger sesshaft als wir Europäer. Einige leben ausschliesslich in ihrem Trailer und gehen von dort aus ihrer Arbeit nach, je nach Saison im Norden oder Süden. Wir entdeckten oft verlassene Häuser mit verrosteten Autos davor, um die sich offenbar niemand kümmert, insbesondere in Indianersiedlungen.
Nebst den Inuit im Norden und den Indianern gibt es auch noch die weniger bekannten Métis, die Nachkommen aus der Verbindung franko-amerikanischer Trapper mit kanadischen Indianerinnen. Um sich in die Geschichte Kanadas einzufühlen, empfehle ich den Roman „Kanada“ von Richard Ford, den ich unterwegs auf dem e-bookreader gelesen habe.
Tierwelt
Beeindruckt hat uns die Vielseitigkeit und tägliche Präsenz der Tiere in Canada. Nachts waren die Koyoten und Loonies (Vögel) oft zu hören. Die Weisskopfseeadler konnten wir mehrmals aus nächster Nähe beobachten. Die Schwarzbärenfamilien, Rehe und Hasen trafen wir ab und zu auch am Strassenrand an. Zwischen Watson Lake und Fort Nelson trafen wir auch Waldbisonherden beim Überqueren der Strassen . Einzelne Tiere schlafen sogar nachts auf der Strasse, sehr zum Leidwesen der Trucker, die nicht mehr anhalten können.
Die Kariboos und Elche verschaffen sich mit ihrer Grösse Respekt. Schon seltener trifft man auf Bergschafe und Bergziegen. Die Streifenhörnchen und Eichhörnchen sind mancherorts recht zahlreich. Dem Puma wollten wir nicht begegnen, er hat auch Kinder auf dem Speiseplan.
Persönliche Begegnungen
Von Beginn weg haben wir immer wieder Menschen aus aller Altersgruppen und unterschiedlicher Motivation kennengelernt. Oft waren wir von der grossen Offenheit und Grosszügigkeit angenehm überrascht und berührt. Gerne möchte ich ein paar Beispiele aufführen. Da ist beispielsweise die Familie mit 2 Kindern aus München, seit 6 Monaten unterwegs mit VW-Bus und Spezialanhänger. Sie fuhren eine ähnliche Route wie wir, so trafen wir uns immer wieder zufällig, was auch die Kinder freute. Mit einer 6-köpfigen Familie aus der Innerschweiz feierten wir 1 Tag verspätet den 1. August. Die Schweizerfahne haben die Kinder selber konstruiert. Ein herzlicher und kurzer, dennoch unvergesslicher Kontakt. Am Tyhee Lake trafen wir auf eine Aargauer Familie mit ihren 3 Töchtern, unterwegs mit dem Wohnmobil bis nach Alaska. Die Eltern holen ihre Hochzeitsreise nach. Lustig war es mit dem Ehepaar aus Österreich, die bequem mit ihrem Fiatwohnmobil schon 30'000km zurückgelegt hatten. Nach 9 Monaten denken sie wieder an die Heimreise. Gut möglich, dass wir sie jedoch in Australien oder Asien wieder sehen. Ihre Reise geht danach wahrscheinlich noch weiter. Mehrmals trafen wir auf ein Schweizer Paar, das mit ihrem VW-Bus älteren Jahrgangs vor 14 Monaten das Meer überquerten und mindestens 3 Jahre im Ausland „bleiben“ wollen. Sehr herzlich in Empfang genommen wurden wir am Elbow lake von Kanadiern, die ihre Ferien hier verbrachten. Ich fing meinen ersten Fisch, Mara machte trotz der Sprachbarriere gute Erfahrungen mit kids. In guter Erinnerung bleiben wird uns auch das vitale Ehepaar, beide gegen 80 Jahre, berndeutsch sprechend, das wir am einsamen Morchuea Lake kennengelernt haben. Mit 30 Jahren nahm er einen Kaderjob bei Nestlé in Südamerika an. Nach seiner Kündigung blieben sie hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen in Canada hängen, wo sie eine Obstplantage betrieben. Ihr Herz schlägt immer noch für Peru und Chile, wohin sie noch heute ausgedehnte Reisen unternehmen. Auf dem Cassiar-Stewart Hwy staunten wir über die recht zahlreichen Velofahrer. Ein junges Paar aus Schaffhausen hatte sich zu Beginn ihrer einjährigen Weltreise vorgenommen, mit Fahrrad und Zelt von Alaska nach Vancouver zu radeln. Auf Schweizerdeutsch tauschten wir Gedanken und Homepage aus. Das holländische ältere Ehepaar, so etwa in unserem Alter (!, alles ist relativ), welches seit dreieinhalb Jahren mit Jeep, Anhänger und Solarpanels um die Welt reist, ist auf der Reise hängen geblieben und denkt noch nicht an die Rückkehr.
Wir sind verblüfft, wie viele spannende Menschen mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen wir in kurzer Zeit schon kennenlernen durften. Reisende in der Ferne ziehen sich offenbar an.
Budget und Preise
Unsere Ausgaben notieren wir relativ seriös in der Datenbank, um keine bösen Überraschungen zu erleben und das vorgegebene Budget einzuhalten. Für tägliche Ausgaben, Essen, Unterkunft, Eintritte, Diesel usw. Haben wir in den vergangenen 8 Wochen insgesamt rund Fr. 5'000.- ausgegeben. Zusammen mit dem Mietauto und der Wohnung in Vancouver (11 Tage) ergibt dies insgesamt Kosten von Fr. 200.- pro Tag, was ziemlich genau unserer Schätzung entspricht. Das Mietauto alleine kostete uns $170.- pro Tag. Allerdings hatten wir damit ein Dach über dem Kopf und konnten selber kochen. Wir denken, dass die Preise in etwa dem Schweizer Niveau entsprechen. Der starke Frankenkurs kommt uns entgegen.
The best
Weil diese Frage sicherlich noch oft gestellt wird, haben wir uns selber gefragt: was hat dir persönlich am besten gefallen und was eher nicht? Hier die kurzen Antworten:
Sandra: Die Ruhe der abgelegenen Regionen und der Natur habe ich sehr genossen. Soviel Zeit gemeinsam mit der Familie verbringen zu können war eine wertvolle Erfahrung. Die herzlichen Begegnungen mit Einheimischen sowie Reisenden haben unseren Reisealltag sehr bereichert. Das Leben in der Grossstadt Vancouver fand ich wohl sehr spannend, aber für längere Zeit wäre das nicht mein Ding.
Tom: Mir gefielen die sehr langen Tag im Norden, mit einem Sprung in den See den Tage beginnen und mit einem Lagerfeuer beenden. Der Instantkaffee in den Pappbechern und das Weissbrot werden mir nicht fehlen.
Mara: Mir haben die vielen tollen Spielplätze und Wasserparks gefallen. Auf Bäume klettern, in der Natur leben, Feuer machen, Tiere beobachten war cool. Manchmal habe ich die Schule und die Gspändli vermisst.
Thomi