Rückblick Laos
Laos hat es in sich. Unsere kurze Zeit in diesem wunderbaren Land war geprägt von Begegnungen mit interessanten Menschen, authentischen Dörfern und starken Gegensätzen. Nichts, so scheint es, bringt die Menschen in den ländlichen Dörfern aus der Ruhe. Die Verständigung ist oft schwierig.
Streckenverlauf
Von Kambodscha her überquerten wir in Dong Krolor im Gebiet der Viertausend Inseln im Mekong die Grenze nach Laos. Die Insel Don Khon erreichten wir mit Bus und Boot. Von dort aus erkundeten wir die Nachbarinsel Don Det mit dem Fahrrad. Unser Weg führte weiter nach Champasak, einst Residenz des südlaotischen Königshauses. Das Schattentheater mit live Laosmusik war eindrücklich. Erholung pur fanden wir im Spa: eine Französin bietet hier verschiedene wohltuende Massagetechniken an. In Tad Lo östlich von Pakxe gönnten wir uns für ein paar Tage ein Bungalow bei einer sympathischen Familie und erkundeten zu Fuss oder mit dem Moped die nahe Umgebung mit Wasserfällen und kleinen Dörfern. Das Wasser war dieses Jahr leider braun, weil der Damm weiter oben gereingt wurde, angeblich alle 20 Jahre. Von hier aus g es zwei Grenzübergänge nach Vietnam, einer via Attapeu nach Bo Y und der andere noch wenig bekannte über Saravan nach Samouay, Lalay. In Reiseführern und auf Karten ist diese neu geteerte Strassen noch nicht zu entdecken, wir wollten es aber wagen, bis Ban Talouy zu fahren. Mit einem lokalen Bus, der wahrscheinlich noch nie eine Inspektion bestanden hatte, fuhren wir über das hügelige Plateau. In Ban Talouy waren wir die einzigen Europäer, kein Mensch spricht Englisch. Von hier aus hielten wir den erstbesten Bus an. Das funktioniert, indem man mit der Hand nach unten zeigt, nicht wie bei uns üblich mit dem Daumen nach oben. Dieser Bus beförderte uns durch eine hügelige bewaldete Gegend über die vietnamesische Grenze bis nach Hue. Gerne wären wir nach der Vietnamreise von Hanoi über Dien Bien Phu wieder nach Laos eingereist, um den schönen Norden mit Luang Prabang und Vientiane zu geniessen. Schweren Herzens verzichteten wir aber auf diesen Teil von Laos. Stattdessen flogen wir nach Südthailand, um uns mit Freunden aus der Schweiz zu treffen.
Bevölkerung
In Laos leben rund 7 Millionen Menschen mit einem Durschschnittsalter von 19 Jahren (Vergleich Schweiz: 40 Jahre). Die Lebenserwartung liegt bei rund 60 Jahren und die Analphabetenrate bei über 30%. Die Laoten sind ein Völkergemisch von 49 Ethnien mit unterschiedlicher Sprache und Kultur. Die Völker werden in drei Gruppen eingeteilt: die Tiefland-Lao (Lao Loum mit einem Bevölkerungsanteil von 55%), die Hochland-Lao (Lao Theung) und die Berg-Lao (Lao Soung).
Leitprinzip Familie
Wir Europäer sehen Laos, Vietnam oder Kambodscha - oft unbewusst - mit unserem speziellen Wertesystem. Dazu gehören Individualität, Diesseitigkeit und Gesetzesorientierung. Asiaten denken oft in konträren Kategorien: Gemeinschaftsbindung, religiöse Verankerung, Kundenbeziehungen, Blutsbande und hierarchisches Denken anstelle von Gleichheit vor dem Gesetz. In ganz Südostasien ist Harmonie eine Art Leitprinzip, im Gegensatz zur westlichen Individualisierung. Überzeugte Singels erwecken hier eher Mitleid. Bei der Ausübung der Menschenrechte soll das Ganze vor dem willkürlich handelnden Einzelnen - und nicht umgekehrt der Einzelne vor dem Ganzen - geschützt werden. Sogar bei Beleidigungen wird noch gelächelt. Eine laute Stimme und Temperamentausbrüche gelten als unzivilisiert. Wer leise spricht, ist gebildet und wichtig. Ein Nein wäre oft zu ruppig. Ein Ja ist nicht immer ein Ja, wie wir auch schon öfters feststellen mussten, selbst wenn es formell falsch ist.
Turbulente Geschichte und Vietnamkrieg
Strategisch wichtig, war das Land immer wieder den Machtgelüsten und dem Expansionsdrang von Thailand, Burma, Kambodscha, später auch Frankreich und England ausgeliefert. Laos zählt zu den ältesten von Menschen besiedelten Territorien. Schon vor über 4000 Jahren benutzen die Protomaleien Steinäxte. Das Land erlebte verschiedene Einwanderungswellen und Königreiche. Im Jahr 1893 wurde Laos dem französchischen Kolonialreich Indochina (ein Begriff der frz. Kolonialherren) angegliedert. 1942-45 wurde Laos von Japan - Hitlers asiatischem Verbündeten - besetzt. Erst 1945 wurde Laos unabhängig. Die beiden politischen Lager mit den unterschiedlichen Zielen Unabhängigkeit bzw. Kommunismus konnten das Land nicht aus dem Vietnamkrieg heraushalten. Laos wurde zum meist bombardierten Land der Welt. US-Piloten luden über 3 Millionen Tonnen Sprengstoff über dem kleinen Land ab. Mit der damaligen Bevölkerung war das eine Tonne pro Einwohner! Der Rest der Geschichte verlief nach dem ähnlichen Muster wie in Kambodscha. Nach dem Rückzug der Amerikaner bauten die neuen Machthaber mit Hilfe von Vietnam und der UDSSR einen sozialistischen Staat auf. Das Land wurde vom Westen abgeschottet. Erst nach dem Zusammenbruch der UdSSR setzte die Regierung auf einen Reformkurs nach chinesischem Muster: Öffnung gegenüber dem Westen und wirtschaftliche Liberalisiernung unter politischer Kontrolle der Einheitspartei. Laos ist Mitglied der ASEAN (Association of South East Asian Nations) mit wirtschaftlichen Zielen und einer zukunftsgerichteten Global- und Regionalpolitik.
Speisekarte
Die Laoten sind bekannt dafür, dass sie alles essen, was läuft, kriecht, krabbelt, fliegt und schwimmt. Eine Ausnahme ist der Irrawady-Delfin, aber diese Tiere sterben in den nächsten Jahren sowieso aus. Die Schnecken schmecken ganz gut, fanden wir. Am Markt findet man auch proteinhaltige Nahrung wie Fisch, Krabben (die lebend verspeist werden), Hühner, Schweineköpfe, Spinnen, frittierte Heuschrecken, geröstete Käfer, Suppen mit Ameseneiern, Seidenraupen. Hunger war schon immer der beste Koch, Not macht eben erfinderisch. Reis gehört zu jeder Mahlzeit. In den Städten wird eher weisser Reis bevorzugt, auf dem Lande der Klebereis, dessen Körner nach mehrstündigem Quellen und anschliessendem Dämpfen (nicht Kochen) aneinander kleben. Er wird mit der Hand zu Bällchen geformt und ohne Besteck mit etwas Gemüse, Sauce, Fisch oder Fleisch verspiesen. Gegessen wird übrigens meistens am Boden oder auf kleinen farbigen Plastikstühlen.
Typisch Laos
Laos ist das Land in Südostasien, das sich seine Identität trotz der Öffnung nach 1990 noch am meisten bewahren konnte. Die Leute auf dem Land bringt nichts aus der Ruhe, sie scheinen heiter und gelassen. Gerne liessen wir uns anstecken. Trotz sanftem Tourismus wirkt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft immer noch unverfälscht und natürlich. Manche tragen hier eine Armanduhr, aber schauen nicht darauf. Der Kontrast zur Schweiz könnte diesbezüglich nicht grösser sein. Hier gibt es noch immer Gegenden, wo man sich fühlt wie in längst vergangenen Zeiten.
Reisebekanntschaften
In Laos trafen wir viele spannende Leute. Der deutsche Abenteurer Micha, der mit seinem Faltboot den Mekong hinunterfährt oder diverse Backpacker, die vielleicht schon zu lange in Laos hängen geblieben sind. Eine positive und grosse Überraschung war das junge Schweizer Paar, die wir mit ihren Velos erstmals in Kanada am Dease Lake kennengelernt hatten. Schon fast unmöglich, dass sie Monate später im selben Guesthouse in Champasak einchecken. Beim gemeinsamen Nachtessen erfuhren wir mehr über die Geschichte, wie sie nach dem Backpackingabenteuer in Südamerika erneut zu ihren Velos gefunden haben. Ausserdem trafen wir hier eine amerikanische Familie, die mit ihren beiden Kindern 7 Jahre die Welt umsegelt.
Budget und Preise
Ein 14-tägiger Aufenthalt ist für Schweizer Staatsbürger kostenlos, ausser der „Schreibgebühr“ sprich Schmiergeld von 4$. Unterkünfte, Busfahrten und Artikel des täglichen Bedarfs sind teurer als erwartet.
Für die 15-tägige Reise durch den südlichen Teil des Landes inklusive Unterkünfte, Essen, Miete für Fahrrad und Moped legten wir pro Tag rund Fr. 30.- aus.
The best
Weil diese Frage sicherlich noch oft gestellt wird, haben wir uns selber gefragt: was hat dir persönlich am besten gefallen und was eher nicht? Hier die kurzen Antworten:
Thomas: Die abwechslungsreiche und oft einzigartige Landschaft zwischen Thailand und Vietnam, die unaufdringlichen lächelnden Menschen waren für mich sehr beeindruckend. Laos ist für mich eines der wenigen Länder, das ich mehrmals bereisen würde. Es hat noch etwas Mystisches. Den verpassten Norden möchte ich eines Tages gerne nachholen. Die schlimmste und schmuddeligste Unterkunft überhaupt hatten wir in Champasak, abgestandene Luft, Lecks in der Wasserleitung, kein Moskitonetz...um hier zu schlafen müsste man Geld bekommen und nicht bezahlen!
Sandra: Die Region der 1000 Iseln im Mekong war sehr abwechslungsreich und fast etwas märchenhaft. Die Laoten haben für mich eine seltene Ruhe ausgestrahlt, die ich bewundere. Im Hinterland, an der Ostgrenze zu Vietnam habe ich mich als Eindringling in einer Region die von Touristen noch verschont blieb gefühlt. Ich hoffe, dass diese Gegend noch möglichst viel Urtümliches beibehalten kann. Die speziellen kulinarischen Vorlieben der Laoten haben mich teilweise abgeschreckt.
Mara: Ich fand es cool mit den Kindern im Mekong zu baden. Es war spannend was es überall auf dem Markt zu kaufen gibt. Ich möchte aber nie Ameiseneier, Raupen, Eichhörnchen usw. essen. Die Busse waren immer alt und schmutzig. In einem Bus war der Boden so kaputt, dass wir sogar auf die Strasse sehen konnten.