Rückblick Vietnam

Streckenverlauf

Über die Sekongregion in Laos fuhren wir mit dem Bus direkt nach Hue, bekannt als die letzte Königsstadt. Von hier aus führte unser Weg südwärts über Da Nang zur Boom-Stadt Hoi An. Den Süden mit der Metropole Saigon liessen wir bewusst aus. Der Abstecher wäre sehr weit, ausserdem hörten wir unschöne Geschichten über den Grossstadtverkehr von Ho-Chi-Minh-Stadt und Entreissdiebstähle bei Tag. Mit dem Nachtzug in einem 4er-Abteil ab Da Nang erreichten wir am frühen Vormittag Ninh Binh. Der Besuch des Cuc Phuong Nationalparks und der Insel Cat Ba, südlich der Ha Long-Bucht waren zwei Highlights. Ein mehrtägiger Aufenthalt in Hanoi rundete unsere knapp vierwöchige Vietnamtour ab.


Bevölkerung

Die 87 Millionen Menschen haben eine Lebenserwartung von 76.4 Jahren (Frauen) bzw. 72.5 Jahren (Männer) 54 ethnische Gruppen haben hier ihre Hemat. Dominierend sind die Viet (Kinh) entlang der Küste und im Deltagebiet mit 86% Bevölkerungsanteil. Der Rest lebt vorwiegend in den Bergen und im Hochland.

Die Religion ist ein Gemisch aus Ahnenkult, konfuzianischem Ethos und volksdaoistischem Götterglauben. Der Mahayanabuddhismus hat viele Anhänger, 7% sind Katholiken, etwa 100'000 Muslime.


Wirtschaftswunder mit Schatteneiten

Schnell wurde uns klar, dass die Vietnamesen äusserst geschäftstüchtig sind. Gelegentlich konnte dies auch lästig sein. Wer kein schnelles Geschäft abschliessen oder nicht den gewünschten Preis erzielte, verbarg nicht seinen Ärger. Einmal wurde mir ohne lange zu fragen die Sandalen ausgezogen, um sie mit Faden zu flicken und zu putzen. Über den Preis feilschten wir erst nach getaner Arbeit.


Nach China ist Vietnam Marktführer in der Schuhproduktion. Ein Paar Lederschuhe kosten im Export durchschnittlich 8 Euro. Die Verkaufspreise in Europa liegen vielleicht beim Zehnfachen, etliche Zwischenhändler verdienen mit. Zu niedrigen Löhnen und miserablen Arbeitsbedingungen arbeiten in Vietnam rund eine halbe Million Arbeiterinnen (90% sind Frauen zwischen 15 und 28 Jahren) für Firmen wie Reebok und Nike. Der Durchschnittsverdienst beträgt gut 2 Euro pro Tag. Das Stadt-Land-Gefälle ist gross, die Korruption wachsend. Kriminalität, Drogenabhängigkeit und Prostitution werden nur halbherzig bekämpft. Kein Wunder, denn auch Polizei- und Staatsangestellte verdienen dabei mächtig mit.


Hanoi

In Hanoi verbrachten wir zwangsweise ein paar Tage länger, nachdem wir Mara nach starkem Fieber im Spital auf Denguefieber und Malaria testen liessen. Glücklicherweise war der Bluttest negativ und das Fieber verschwand, wie es gekommen war. Auch im modernen Spital konnten sie nicht lokalisieren, woher die Bakterien kamen.

Seit der Unabhängigkeitserklärung vom 2. September 1945 ist Hanoi wieder die Hauptstadt von Vietnam. In ihrer 1000-jährigen Geschichte hat sie viele Besatzungen, u.a. von Japan und China und den Indochinakrieg überstanden.

Die Altstadt, wo wir auch wohnten, ist quirlig und lässig. Rund 3.6 Millionen Menschen leben in dieser Metropole, und es werden immer mehr. Die Stadt erwacht mit dem Krähen des Gockels, viele Läden schliessen bereits nach 18 Uhr, wenn es eindunkelt. Am Hoan Kiem-See lässt es sich gemütlich flanieren, Taiji üben oder einen vietnamesischen Kaffee trinken. Der Besuch des Wasserpuppentheaters war ein Erlebnis der besonderen Art. Die Spieler stehen hinter einem Bambusvorhang im Wasser und bewegen die Puppen, welche an Stangen befestigt sind. Westlich der Altstadt liegen beim Botanischen Garten verschiedene Museen, das Ho-Chi-Minh-Mausoleum oder der Präsidentenpalast. Wir nahmen uns das Kriegsmuseum vor. Wer an Kunst interessiert ist, findet hier auch viele schicke Kunstgalerien, oft versteckt zwischen verlotterten Häuserfassaden.


Yin und Yang helfen auch bei der Suche nach einem Hausplatz

Die Vietnamesen leben nach dem Prinzip Yin und Yang.

Nach altchinesischem Glauben ist aud dem Höchsten Einen (chin. Tai ji) die Polarität von Yin und Yang entstanden und daraus haben sich die fünf Element Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall entwickelt. Yin steht für Schwarz, Kälte, Passivität, Weiblichkeit, Yang für Himmel, rot, Männlichkeit, Licht. Ziel des Lebens – und des Kosmos – ist es, Yin und Yang in ein ausgeglichenes Verhältnis zu bringen.

Konkret findet man dies im Essen, wo auf die entsprechende Balance geachtet wird oder in der traditionellen Medizin, wo die Körperorgane Yin oder Yang zugeordnet werden. Die Energie (Qi) fliesst über die zwölf Meridiane zwischen den Organen. Bei Schmerzen gilt es, die Energie wieder frei fliessen zu lassen. Auch in der Geomantik, der Lehre von Wind und Wasser, sind Yin und Yang von Bedeutung. Noch heute beauftragen die Vietnamesen einen Geomantiker, um eine geeignete Stelle für den Hausbau zu finden.


Xin cho toi xem - die Speisekarte bitte

An jeder Ecke trifft man auch hier auf eine Garküche. Schon zum Frühstück werden hier sättigende Nudelsuppen, Baguettes oder Gegrilltes gegessen. Essen scheint sowieso eine Lieblingsbeschäftigung der Vietnamesen zu sein. Die Küche hat Elemente aus dem Chinesischen, Indischen und Französischen und ist generell offen für Neues. Reis, frische Kräuter (Basilikum, Melisse oder Koriander, Petersilie, Minze) und Fischsauce sind unverzichtbare Elemente der vietnamesischen Küche. Pro Tag werden über 500g Reis gegessen (in China ca. 250g)! Hundefleisch mit Reisnudeln gilt im Norden als Delikatesse. Gerne wird zum Abschluss auch ein Reisschnaps (schmeckt eher wie Wein) getrunken. Vietnam ist ein Kaffeeland. Er wird meistens im Glas mit Filteraufsatz serviert. Der Kaffee tröpfelt dann langsam hinein. Der Deckel wird dann als Unterteller benützt.


Typisch Vietnam

Schon kurz nach der Grenze fielen uns die vielen roten Fahnen mit dem gelben Stern auf. Entweder sind die Leute sehr patriotisch, oder die Kommunistische Partei hat an ihrem letzten Parteitag beschlossen, mindestens eine Fahne pro Einwohner aufzustellen. Aufgefallen sind uns auch die zahlreichen runden kegelförmigen chinesischen Hüte. Sie sollen die Menschen auf den Reisfeldern vor Schlangenbissen schützen, wenn sie sich auf dem Reisfeld bücken. Nach Laos mussten wir uns zuerst an die grosse Hektik, die unzähligen Mopeds und die nichtexistenten Verkehrsregeln gewöhnen. Wer die Strasse überquert, setzt einen Fuss vor den anderen, hält auf keinen Fall an und beobachtet genau, was die anderen machen. Es funktioniert. Wie durch ein Wunder kamen wir immer unversehrt auf die andere Strassenseite. Mit einer Verkehrsregelung würde das System vermutlich zusammenbrechen. Trotz der harten Arbeitsbedingungen und des grossen Konkurrenzdruckes wurden wir manchmal vielleicht etwas forsch, aber immer freundlich behandelt.


Budget und Preise

Wir bewegten uns 26 Tage in Vietnam. Die Ausgaben betrugen im Tagesdurchschnitt Fr. 105.- inkl. Visagebühren, Bus- und Zugfahrten, die Flüge von Hanoi nach Thailand, der Anschaffung von Kleidern, zweier Korrekturbrillen, den Spitalaufenthalt sowie ein Paketversand in die Schweiz.


The best

Weil diese Frage sicherlich noch oft gestellt wird, haben wir uns selber gefragt: was hat dir persönlich am besten gefallen und was eher nicht? Hier die kurzen Antworten:


Thomas: Vietnam hat mir generell besser gefallen als erwartet. Besonders Hoi An, Cat Ba und Hanoi bleiben in guter Erinnerung. Die vielen Mopeds und der Lärm in den Städten fand ich absurd und schrecklich. Wie kann man auf Dauer so leben?


Sandra: Einmal mehr war ich auch in diesem Land vor allem von den ländlichen Gebieten angetan, so dem Cuc Phuong Nationalpark mit seiner unglaublichen Artenvielfalt, der Bergregion um Mai Chau mit all den Reisfeldern und der Insel Cat Ba. Die Vietnamesen empfand ich als sehr freundlich und offen, manchmal aber auch als aufdringlich. Die Geschäftigkeit der Vietnamesen und die Hektik erinnerte mich oft an europäische Verhältnisse - Geld ist Macht und macht gierig.


Mara: In Mai Chau hat es mir sehr gut gefallen weil es manchmal geregnet hat und dann konnte ich drinnen etwas machen. Wir hatten einen ganz grossen Raum für uns alleine weil sonst keine Gäste dort waren. Im Spital in Hanoi fand ich es so gemütlich in dem Bett, dass ich gleich bleiben wollte. Die dreckigen Gassen haben mir nicht so gefallen weil es dort meistens gestunken hat. Auch in den Städten hat es gestunken aber nicht so extrem.

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